Wechselwirkungen von Qualitätsmanagement und Nachhaltigkeit

Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Umfangreich, vielfältig und teilweise drängend ist es. Wie lässt es sich in das Qualitätsmanagement integrieren?

Bereits in der ISO 9001:2015 ist festgehalten, dass die Organisation einen offenen und substanziellen Austausch mit seinen Stakeholdern, den relevanten Interessensgruppen, führen sollte. Die drängenden Themen Klimawandel, nachhaltige Herstellung von Produkten und Dienstleistungen oder drohende Ressourcenknappheit haben Nachhaltigkeit ganz oben auf die Agenda von Organisationen gebracht. Dies hat auch gravierende Auswirkungen auf das Qualitätsmanagement. Nachhaltig zu handeln bedeutet für Organisationen, in zahlreichen Segmenten Änderungen vorzunehmen

Umweltschutz im Betrieb

Zuallererst verbindet man den Begriff Nachhaltigkeit mit Umweltschutz. Hier sollte jede Organisation ansetzen, um seine Glaubwürdigkeit bezüglich nachhaltigen Handelns unter Beweis zu stellen. Hauptziel ist es hierbei, die Belastung der Umwelt durch die Tätigkeiten der Organisation so gering wie möglich ausfallen zu lassen. Basis hierzu bilden konkrete Umweltziele. Dies können etwa Recyclingquoten, Einsparung von Energie, effizienter Einsatz von Ressourcen oder das Vermeiden und Verwerten von Abfällen sein. Wesentliche Aufgabe in diesem Komplex ist es, die Mitarbeiter dazu anzuhalten, umweltbewusst zu agieren.

Diversity Management

Dieser Aspekt hat in der Vergangenheit immer mehr Bedeutung erlangt. Diversity Management bezeichnet alle Aktivitäten in der Organisation, die darauf abzielen jede erdenkliche Form von Diskriminierung zu verhindern. Chancengleichheit für alle Mitarbeiter soll hergestellt werden. Auch der Umgang untereinander hat sich nach diesem Leitbild zu richten.

Mitarbeiter

Generell sollte ein verantwortungsvoller Umgang mit den Mitarbeitern höchste Priorität in der Organisation besitzen. Familienfreundliche und flexible Arbeitszeiten anzubieten zählt hier zu einer der wichtigsten Maßnahmen. Home Office, Gleitzeit, Teilzeit und Elternzeit oder Sabbaticals zählen hierzu. Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit sind ebenfalls wichtige Punkte, um die Belegschaft dauerhaft gesund und zufrieden zu erhalten. Freiwillige jährliche ärztliche Untersuchungen oder Schulungen können hier einen wesentlichen Beitrag leisten.

Beschaffungs- und Absatzmarkt

Auch bei der Beschaffung von Ressourcen und dem Verkauf von Produkten existieren vielfältige Möglichkeiten, um als Organisation nachhaltig agieren zu können. Hierzu zählt etwa der faire Umgang mit Lieferanten und Wettbewerbern. Außerdem sollte das Vorgehen bei Beschaffung, Produktion und Vermarktung ebenso Fairness als oberstes Ziel haben. Lieferanten sollten deswegen ebenfalls Nachhaltigkeitsstandards einhalten und natürlich die Menschenrechte nicht verletzen.

Gesellschaft

Die Organisation kann auch Nachhaltigkeitsorientierung beweisen, indem sie sich in der Gesellschaft engagiert. Dabei kümmert sich dieses Engagement nicht nur um regionale Themen, sondern auch um nationale und internationale Anliegen. Sie kann etwa Stipendien oder Sponsoring für soziale und ökologische Themen ins Leben rufen. Der Organisation bietet sich ebenso die Möglichkeit, den Bau von Krankenhäusern oder Schulen zu unterstützen.

Nachhaltigkeit in das Qualitätsmanagement integrieren

Wie kann eine Organisation Nachhaltigkeitsthemen in das bereits existierende Qualitätsmanagementsystem integrieren? Zunächst sollte die Qualitätsphilosophie der Organisation um ein Nachhaltigkeitsleitbild ergänzt werden. Auch die Qualitätsziele sollten um Nachhaltigkeitsziele ergänzt werden. Nachhaltigkeitsmanagement einer Organisation ist nur dann glaubwürdig, wenn verbindliche Nachhaltigkeitsziele festgelegt und Wege erläutert werden, wie diese erreicht werden. Inzwischen existieren zahlreiche Standards hierzu, die Organisationen hierzu Orientierung geben:

  • OECD-Leitsätze für multinationale Organisationen
  • Umweltnorm ISO 14001 (Zertifizierungsnorm)
  • EMAS-Verordnung
  • ISO 26000 (Leitfaden)
  • IQNet SR 10 (Spezifikation zur Zertifizierung)
  • Social Accountibility 8000 (Zertifizierungsnorm)

Die Verantwortung für alle Nachhaltigkeitsaspekte muss klar geregelt sein. Deswegen empfiehlt es sich, in der Organisation einen Verantwortlichen hierfür zu benennen, einen Nachhaltigkeitsbeauftragten. Dieser Beauftragte kann dann nach seiner Implementierung analysieren, in welchen Gebieten der Nachhaltigkeit die Organisation tätig sein will. Dies gilt für den Fall, dass noch kein ausgearbeiteter Nachhaltigkeitsplan existiert. Dann empfiehlt es sich, zunächst mit einem eng gefassten Gebiet zu beginnen und dann die Aktivitäten schrittweise in weitere Handlungsfelder auszudehnen.

PDCA-Zyklus durchlaufen

Manche Experten empfehlen, die Expansion der Tätigkeitsfelder nach dem so genannten PDCA-Zyklus durchzuführen. Bei diesem Zyklus werden Themen in vier Schritten bearbeitet: PDCA steht für Plan, Do, Check, Act. Im ersten Schritt wird eine Ist-Analyse ausgeführt, nachdem das Problem Thema wurde. Danach wird ein Ziel festgelegt. In der Do-Phase werden die beschlossenen Maßnahmen umgesetzt. Dies passiert zunächst in kleinem Rahmen. Die Schritte in dieser Phase werden genau dokumentiert. In der folgenden Check-Phase werden die bislang erzielten Ergebnisse gesichtet und analysiert. Hier ist auch der Platz für eventuell notwendige Korrekturen. In der letzten Phase des Zyklus wird der komplette Prozess auf den Prüfstand gestellt. Soll- und Ist-Zustand werden verglichen, Optimierungspotenziale gesucht. Wird hier festgestellt, dass das Ziel nicht erreicht wurde, startet der PDCA-Zyklus von Neuem.

Auditieren und kommunizieren

Organisationen sollten nicht versäumen, ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten zu monitoren. Das Auditprogramm der Organisation sollte deswegen um Nachhaltigkeitsaudits erweitert werden. Außerdem kann die Organisation die Stakeholder zu ihren Nachhaltigkeitsaktivitäten befragen. Außerdem sollte die Organisation ihre Aktivitäten zum Thema Nachhaltigkeit kommunizieren. Sie werden immer wichtiger für das Image einer Organisation. Essenziell hierbei ist, dass kein Greenwashing betrieben wird, sich die Organisation nicht besser darstellt, als es ist. Denn dies kann die Glaubwürdigkeit dauerhaft untergraben.

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