Qualitätsmanagement in der Massenfertigung: Spezifika, Anforderungen, Chancen

Die Serienfertigung von heute ist nicht mehr mit der Massenfertigung vergangener Tage zu vergleichen. Welche Auswirkungen haben diese Veränderungen auf das Qualitätsmanagement der Gegenwart?

Unternehmen können heute unter deutlich anderen Bedingungen Produkte in Serie fertigen als früher. Sie haben innovative Handhabungs- und Messysteme installiert, flexible Produktionssteuerung ermöglicht neue Varianten der Fertigung. Außerdem fließen immer mehr kundenspezifische Anforderungen in die Serienfertigung ein. Besonderen Stellenwert innerhalb des industriellen Qualitätsmanagements nimmt immer noch die Qualitätssicherung ein.

Welche Formen der Qualitätssicherung werden diesen neuen Arten der Serienfertigung gerecht? Herrschen immer noch Methoden und Philosophien der Vergangenheit vor oder ist ein neues Zeitalter angebrochen? Qualitätssicherung ist per Definition nach ISO 9000 ein Teil des Qualitätsmanagements, der auf die Erfüllung von Qualitätsanforderungen gerichtet ist. Qualitätssicherung kümmert sich immer noch eng um die Produkte und die hierfür nötigen Erstellungsprozesse.

Kontinuität bei Philosophien und Methoden

Zumindest manche Konstanten gibt es in der Qualitätssicherung noch auszumachen. Die grundlegenden Philosophien in der Serienfertigung sind heute nicht wesentlich andere als vor ein paar Jahren. Lean Management, Null-Fehler-Konzepte oder Werkerselbstprüfung, sprich Delegation der Prüfverantwortung an die Produktionsmitarbeiter. Diese Ansätze dominieren immer noch die Hälfte bis drei Viertel der Qualitätssicherungs-Verfahren in der Praxis. Beim Rest der Unternehmen findet man den Six-Sigma- oder Poka-Yoke-Ansatz sowie Total Quality Management-Philosophien. Auch die Methoden der Qualitätssicherung unterliegen im Zeitablauf keiner drastischen Veränderung. Allerdings wurden manche Verfahren von Praktikern aussortiert, weil sie das Kosten-Nutzen-Aufwandsverhältnis ungünstig beurteilen. Es existieren keine allgemeingültigen Faustformeln dafür, welche Philosophie und welche Methode zu bevorzugen sind. Das liegt an unterschiedlichen Prozessen in Fertigung und Entwicklung, komplexen Produkten, der Organisation der Unternehmen, um nur einige zu nennen.

Vernetzung und Datenauswertung

Eine Revolution in der Qualitätssicherung bei Serienfertigung ist weder bei Methoden noch bei Philosophie auszumachen. Allerdings gibt es doch Trends, die sich identifizieren lassen. Die Prüf- und Messtechnik entwickelt sich weiter, unterstützt und beschleunigt durch automatisierte Datenverarbeitung. Jedoch besteht hier immer noch Optimierungspotenzial. Die Vernetzung der einzelnen Systeme ist immer noch nicht perfekt, weiterhin existieren Insellösungen, die miteinander nicht kompatibel sind. Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung scheinen sich immer noch, immer weiter auseinanderzubewegen.

Qualitätssicherung in der Unternehmensorganisation

Entscheidend für die Beurteilung der Entwicklung ist, wo sich die Qualitätssicherung im Organisationskontext des Unternehmens befindet. Nicht selten existiert die Qualitätssicherung jenseits der Organisation für Qualitätsmanagement. Dieses Phänomen ist insbesondere bei produzierenden Industrieunternehmen zu beobachten. Erklärung hierfür ist, dass manche herstellende Unternehmen der Industrie über spezielle Organisationsstrukturen verfügen. Häufig ist die Qualitätssicherung nicht in eine Qualitätsmanagement-Abteilung integriert. Viele produzierende Unternehmen haben bereits seit längerer Zeit Stabstellen für Qualitätsmanagement geschaffen. Diese QM-Einheiten haben strategische Aufgaben und berichten an die Konzernleitung. Davon getrennt arbeiten dann Qualitätssicherungseinheiten für Produktionsstätten. Viele Jahrzehnte war es herrschende Meinung, dass Produktion und Qualitätssicherung voneinander getrennt sein müssten. Keine Abhängigkeit, so lautete die vermeintliche goldene Regel. Doch diese Regel steht den Entwicklungen der heutigen Zeit entgegen. Die Produktionen sind heute flexibel, schlank, schnell, hochgradig vernetzt. Aus diesem Grund sollte Qualitätssicherung sehr nahe bei der Fertigung angesiedelt sein.

Trends bei Qualitätssicherung

Prinzipiell sind die Werkzeuge der Qualitätssicherung bereits entwickelt. Methoden und Philosophien überdauern offenbar die Jahrzehnte. Trotzdem sind zwei Entwicklungen auszumachen. Prüf- und Messtechnik automatisieren sich weiter, die Anforderungen an Vernetzung und Auswertung der dabei anfallenden Daten steigen gleichzeitig. Daten sind auch in der Qualitätssicherung das Gold des 21. Jahrhunderts, ohne Zweifel. Die Nutzung dieses eminent wichtigen Rohstoffs wird ohne Zweifel auch in der Qualitätssicherung noch mehr Raum einnehmen.

Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung werden sich voraussichtlich künftig stärker abgrenzen. QS wird künftig wahrscheinlich wieder stärker in den Fertigungsprozess eingegliedert sein. Prüf- und Messtechnik werden in Zukunft noch automatisierter sein. Schnell vernetzt mit allen Infos der benötigten Systeme im Unternehmen. Das erlaubt es noch besser, hochwertige Daten auszunutzen. Sie können dazu dienen, qualitativ bessere Produkte zu entwickeln und die Herstellung zu steuern. Außerdem wird ein Trend zu beobachten sein, dass Qualitätssicherung immer intensiver die die Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie die Fertigungsorganisation integriert wird. Qualitätssicherung in produzierenden Betrieben wird sich vom Qualitätsmanagement emanzipieren und zur eigenen Disziplin werden.

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