Kreislaufwirtschaft und Qualität? – Ein perfektes Paar!

Die oberste Prämisse von Qualitätsmanagement sind optimaler Kundennutzen und eine möglichst hohe Kundenzufriedenheit. Viele innovative, erfolgreiche Unternehmen haben längst den Beweis dazu angetreten, dass diese Wunsch-Effekte im engen Zusammenhang mit einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft stehen.

Kunden bevorzugen Unternehmen und Marken, die verantwortungsvoll bei der Rohstoff-Beschaffung handeln, bewusst ressourcenschonend und langlebig entwickeln und produzieren und auch für das Ende des Produkt-Lebenszyklus eine smarte Lösung bieten, etwa durch Abfallvermeidung, 100 Prozent Recycling und die Wiederverwertung und -verwendung von Rohstoffen.

Der Begriff Qualität ist vielschichtiger geworden. Neben einem Produkt, das lange hält, sind heute weitere Kriterien wichtig für die Kaufentscheidungen aufgeklärter Konsumenten:

  • Welche Rohstoffe werden verarbeitet?
  • Mit welcher Energiebilanz wird produziert (wassersparend, regenerative Energien)?
  • Entstehen bei der Produktion Schad- und Abfallstoffe?
  • Wie kommt das Endprodukt zum Kunden (ökologisch sinnvolle Lieferketten)?
  • Kann das Produkt repariert oder erweitert werden?
  • Was passiert mit dem Produkt nach seinem Lebenszyklus (Recycling, Wiederverwertung)?

Die industriell geprägte Wirtschaft folgte jahrzehntelang der Maxime, Rohstoffe effektiv einzusetzen, günstig zu produzieren, Produkte mit Gewinn zu verkaufen und dann günstig zu entsorgen. Diese Art der Produktion ist zu großen Teilen verantwortlich für die desaströsen Folgen wie Umweltverschmutzung und Klimaerwärmung. Im globalisierten Wirtschafts-Konstrukt hat sich dieser Prozess nicht nur bewährt, sondern sogar deutlich verstärkt. Durch Billigproduktion etwa in Asien sind die Auswirkungen dieser Wirtschaft in den Ländern der Verursacher nur mittelbar zu sehen, etwa bei der Entsorgung von Billigprodukten auf den heimischen Müllkippen. Dabei bleiben die kausalen Zusammenhänge den Verbrauchern weitgehend verborgen, denn produziert wird ja in Asien.

Der Begriff Qualität ist also heute viel weiter gefasst, als noch vor zwei oder drei Jahrzehnten. Qualitätsmanagement bedeutet folglich, diese Aspekte im Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu optimieren und entsprechend zu kommunizieren.

Billig war gestern: Rohstoffeinkauf

Für den Bezug von Rohstoffen für die Produktion gelten die Grundsätze von Regionalität und Kreislaufneutralität. Bei der Auswahl der Rohstoffe sollte darauf geachtet werden, dass diese aus zertifizierten Quellen stammen und nicht endlich sind. Verantwortungsvolle Verarbeitung von Holz beispielsweise bedeutet, dass der Hersteller die Herkunft nachweisen können sollte. Lieferanten sollten ihrerseits nachweisen, dass dieselbe Menge Holz, die verbraucht wird, zertifiziert nachwächst. Ferner sollte den Kunden verdeutlich werden, was mit den Holzprodukten geschieht, wenn sie nicht mehr verwendet werden. Während billiges Pressspanholz, das in der Produktion foliert wird, als Problemmüll entsorgt werden muss, kann Massivholz geschreddert und dann thermisch verwertet werden, etwa in einem Heizkraftwerk des Herstellers.

Energiebilanz: Regenerative Energie wird immer mehr zum Standard

Maschinelle Produktion braucht jede Menge Strom. Kommt dieser aus regenerativen Energien, wie Windkraft oder Photovoltaik, lässt sich die Produktion CO2- und damit klimaneutral gestalten. Wird Strom hinzugekauft, sollte diese in Form von Ökostrom zugeführt werden. Für die meisten industriellen Prozesse wird neben Strom sehr viel Wasser benötigt. Das Waser sollte in einem nachweisbaren Kreislauf gereinigt und wiederverwendet werden. Durch sauberen Strom und sparsamen Umgang mit Frischwasser lässt sich die Energiebilanz glaubhaft und nachweislich verbessern.

Vermeidung ist oberstes Gebot: Schadstoffe und Abfall

Die Konsumenten werden immer feinfühliger, was die Belastung von Produkten mit Schadstoffen und Abfall angeht. Produkte, die unter dem Generalverdacht stehen, beispielsweise „auszudünsten“, wie PVC-Fußbodenbeläge oder Billigschuhe, die mit schadstoffhaltigem Klebstoff produziert werden, verlieren auf dem Markt mehr und mehr an Akzeptanz. Die Verbraucher sind bereit, mehr für industrielle Produkte auszugeben, wenn sie an deren gesundheitliche Unbedenklichkeit glauben. Stimmt dazu noch die die Abfallbilanz bei der Produktion, so gilt das als handfestes Qualitäts-Plus.

Kurze Transportwege sind gefragt

Gerade die aktuelle Situation zeigt, wie fatal Störungen der globalen Lieferketten sich auf das Warenangebot auswirken. Neben der Zuverlässigkeit spielen inzwischen auch die Transportwege selbst eine große Rolle bei Kaufentscheidungen. Kurze Wege mit möglichst schadstoffoptimierten Verkehrsmitteln stehen bei Verbrauchern hoch im Kurs. Container aus Asien haben grundsätzlich immer mehr Akzeptanzschwierigkeiten – und werden zudem immer teurer. Da lohnt sich unter Umständen eine Rückverlagerung der Produktion nach Europa. Beim Ausliefern von Produkten setzen sich „grüne“ Teillieferketten immer mehr durch, wie etwa CO2-neutrale Lieferung auf der letzten Meile mit E-Fahrzeugen.

Reparatur und Ersatzteil-Service bringen Pluspunkte

In den letzten 50 Jahren sind die westlichen Industrieländer zu Wegwerfgesellschaften mutiert. In vielen Fällen kommt es Unternehmen billiger, ein defektes Produkt komplett zu ersetzen, anstatt einen Reparaturservice anzubieten. Das machen viele Konsumenten nicht mehr bedenkenlos mit. Heute gilt es als Qualitätsmerkmal, für Produkte einen Repair- und Ersatzteil-Service anzubieten und damit den Lebenszyklus von Konsumgütern spürbar zu verlängern.

Verwertungskonzepte nach der Nutzung

Ein weiteres Kaufargument ist die Frage nach der Wiederverwertbarkeit von Konsumgütern. Clevere Recycling-Konzepte sind gefragt. Textilien, die nach dem Schreddern zu neuen Kollektionen verarbeitet werden. Plastikflaschen, aus denen Funktionstextilien hergestellt werden, Verpackungen, die im zweiten Leben zu Gartenmöbeln werden – solche Konzepte sorgen bei Konsumenten für reges Interesse, sofern die Projekte glaubhaft und nachprüfbar installiert sind.

Fazit

Qualität und Ökologie wachsen als Produktionskonzept immer weiter zusammen. Unternehmen, die konsequent am „alten Konzept“ festhalten und weiterhin aus billigsten Rohstoffen möglichst effektiv Produkte herstellen, die teuer entsorgt werden müssen, werden langfristig Kunden verlieren.

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